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Rotary Club
Luzern

Burn-out Referat

29. Februar 2008

Stress bestimmt heute den Berufsalltag vieler Menschen. Leistungs- und Zeitdruck, Mobbing und Konkurrenzdenken setzen vielen Arbeitnehmern derart zu, dass sie daran zerbrechen – sie brennen aus. Das Burnout-Syndrom, ein psychischer und physischer Erschöpfungszustand, ist zu einem Symbol unserer Leistungsgesellschaft geworden, dem immer mehr Menschen zum Opfer fallen.
Über dieses spannende Thema und über seine eigenen persönlichen Erfahrungen hielt der Rotarier Heinz Schenkel ein Referat für den Rotaract Club Luzern. Herr Schenkel betreibt in Zürich eine Beraterfirma für Führungskräfteberatung, Coaching und Outplacement. Der promovierte Jurist mit einer Zusatzausbildung in Betriebswirtschaft hatte als Topmanager verschiedener Firmen heikle Aufgaben erfolgreich gelöst. Als er vor zehn Jahren vor der Entscheidung stand, die Firma, die er leitete, selbst zu übernehmen, merkte er, dass er sich in seiner Persönlichkeit verändert hatte.
Statement Heinz Schenkel: «Ich begann, viel mehr an mich zu reissen, weniger zu delegieren, meinen Mitarbeitern Misstrauen entgegen zu bringen, habe überall eine Verschwörung gewittert und habe damit genau das Gegenteil dessen gemacht, was nötig gewesen wäre, nämlich: abzugeben.»
Heinz Schenkel gelang in diesem Zustand etwas, was vielen Burnout-Opfern versagt bleibt: Er begann über seine Lebensumstände nachzudenken und diese in Frage zu stellen.
Statement Heinz Schenkel: «Ich habe wohl eine große Diskrepanz gespürt in meinem Innern zwischen der Sinngebung dessen, was ich tue, und der offenen Frage, was ich im Leben überhaupt will. Ich habe gemerkt: Darauf hast du ja gar keine Antwort. Denn du bist immer im Hamsterrad gewesen und hast fröhlich mitgedreht, fröhlich und manchmal auch nicht so fröhlich. Und die Richtung, in die meine Entwicklung gehen sollte, war eigentlich gar nicht klar.»
Schenkel begab sich auf eine Reise. Ziel: unbestimmt, Dauer: unbestimmt. Viele Zufälle verschlugen ihn schliesslich auf eine Fähre zur Zykladeninsel Sifnos. Hier wollte er herausfinden, wohin er sein Leben wirklich lenken wollte: in ein tibetisches Kloster, zurück auf die Karriereleiter oder irgendwo dazwischen. Die Natur, die Ruhe, die Abgeschiedenheit sollten ihm dabei helfen.
Auf dem Anwesen der Kapelle Agiakaterini auf Sifnos fand Heinz Schenkel genau die richtigen Voraussetzungen.
Statement Heinz Schenkel: «Diese Einsamkeit hier, diese Möglichkeit, einmal alles loszulassen, keine Erwartungen zu erfüllen, das war eine neue Entdeckung, um so mehr als ich bis zu der Zeit, als ich hier war, noch nie alleine gelebt hatte. Es war schon etwas unheimlich – weil es einfach neu war.»
Entscheidend für die Selbstfindung Heinz Schenkels wurden zu dieser Zeit nicht die landschaftlichen und kulturellen Reize von Sifnos, sondern die symbolträchtigen Eindrücke seines Eremitenlebens. Das Fehlen von Erlebnissen, das Ereignislose sozusagen.
Heinz Schenkel schaffte den persönlichen Turnaround ohne professionelle psychiatrische oder pharmakologische Hilfe.
Seiner Meinung nach ist die Prävention das beste Mittel gegen Burnout. Dazu gehört einerseits, sich auch ausserhalb des Berufslebens Möglichkeiten der Erfüllung zu schaffen und geniessen zu können. Und anderseits die Fähigkeit, sich vom täglichen Arbeitstrott lösen und abschalten zu können.
Nach seinen eindrucksvollen Worten blieb der Referent zu persönlichen Gesprächen und Anekdoten bis 22.00 Uhr dem Rotaract Club Luzern an der Bar des Hotel National zur Verfügung.

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